Liebe Freund:innen des Eberswalder #unteilbar-Bündnis!
Seit knapp 4 Monaten finden in Eberswalde sog. Montagsspaziergänge der Querdenkerbewegung statt. Diese Veranstaltungen verbreiteten von Anfang an unter dem Deckmantel von „Impfkritik“ und „Kritik an den Corona-Maßnahmen“ antisemitisches, rechtsoffenes und verschwörungsideologisches Gedankengut.
Dementsprechend wurden zunächst von unabhängigen Einzelpersonen und dann später von unserem Bündnis Gegenveranstaltungen angemeldet, die in Sicht und Hörweite der sog. Montagsspaziergänge, am Kirchhang, stattfanden.
Wir haben auf unserem jüngsten Treffen beschlossen unseren Gegenprotest nicht weiter fortzuführen.
Unser Grund dafür ist in der Kurzversion: Wir wollen uns nun anderen Schwerpunkten zuwenden. Die Welt hat sich seit Weihnachten buchstäblich verändert und verändert sich vor unseren Augen weiter, während die sog. Montagsspaziergänge an Relevanz verlieren. Sie sind es nicht wert, dass wir unsere Zeit dafür weiterhin opfern.
In der Langversion haben wir, genauer gesagt drei Gründe, auf die wir hier näher eingehen.
Mit unsere Gegenveranstaltungen hatten wir uns folgende Ziele vorgenommen:
- die wahren Hintergründe der sog. Montagsspaziergänge in der Bevölkerung bekannt machen,
- ein konstruktives Gesprächsangebot für jene schaffen, die die Maßnahmen und die Impfung kritisch sehen, aber auf dem Boden der demokratischen Grundordnung stehen
- und nicht zuletzt sollte auch ein lautes und deutliches Zeichen setzen.
Insgesamt fanden an 13 Montagen Gegenveranstaltungen statt. Wir waren außerdem Teil der landesweiten Kampagne „Brandenburg zeigt Haltung!“
Auf diesen Veranstaltungen konnten wir:
- unsere Sichtweisen ggü. den anwesenden Menschen und diversen Medien darlegen und die Gefahr, die von den Organisatoren der Spaziergänge ausgeht, bekannter machen,
- mit diversen Personen ins Gespräch kommen, auch welche die auf den Montagsspaziergängen waren
- und wir konnten stets wichtige und laute Zeichen mit diversen Transparenten, Musik und Reden setzen.
Das heißt also, dass wir das, was wir uns vorgenommen haben, auch umsetzen konnten!
- Die Montagsspaziergänge laufen sich tot.
Dennoch sehen wir die Veranstaltungen der Querdenker als gescheitert an! Von den schätzungsweise über 1000 Teilnehmenden im Januar hat sich die Zahl auf nunmehr unter 500 Menschen vermindert und sie sinkt weiter. Auch die internen Telegramchats verlieren Teilnehmenden-zahlen. Das liegt v.a. daran, dass sich eine Demonstrationsmüdigkeit eingestellt hat und dass der Anmelder nicht wenige Menschen, mit immer wirreren Reden und einer unverblümten Parteinahme für Putin und dessen Invasion der Ukraine, vergrault hat.
Viel wichtiger ist aber, dass die Kandidierenden bei der Bürgermeisterwahl, die die sog. „Spaziergänger“ unterstützten, herbe Wahlniederlagen einstecken mussten. Diejenigen, auf deren Stimme sie so sehr angewiesen waren, haben sich dabei gegenseitig noch aufgrund ihrer wirren Ideologie selbst demobilisiert (frei nach dem Motto: „Wählen gehen nützt eh nichts!“) und sie sind auch nicht zu Wahlkampfveranstaltungen erscheinen. Dies führt insbesondere bei der AfD für Bitterkeit: während man auf dem Markt in Eberswalde einen Wahlkampfhöhepunkt begehen wollte, ist der harte Kern der Querdenker lieber nach Biesenthal gefahren, um dort einen kleinen Haufen Gleich-gesinnter zu unterstützen. Was haben wir gelacht!
- Wir haben Besseres zu tun!
Allein die ganzen Veranstaltungen, die wir in den letzten Wochen gemacht haben, strapazierten unsere Nerven schon sehr. Wir sind alle berufstätig, studieren, haben diverse Ehrenämter oder wir sind mit unserer Elternschaft ausgelastet. Der Angriff auf die Ukraine durch Russland hat für uns alle die Welt verändert. Auch nach Eberswalde kommen geflüchtete Ukrainer und einige von unseren Aktiven sind bereits in Hilfstransporte involviert. Das ist zurzeit einfach wesentlich wichtiger!
Wir werden uns mit der Bündnisarbeit auf dieses Thema konzentrieren und zu sozialen Fragen arbeiten, die der unsägliche Angriffskrieg mit sich bringt.
Trotzdem finden weiterhin sog. Montagsspaziergänge statt und die Szene radikalisiert sich weiter. Deshalb werden wir die Querdenker auf dem Eberswalder Marktplatz weiter genau beobachten und ggf. reagieren, wenn dort wieder mehr Leben in die Bude einziehen sollte.